GOETHES GINKGO
Der Ginkgo ist kein Laubbaum, obwohl er so aussieht und im Herbst seine Blätter verliert. Botaniker zählen ihn zu den Nadelhölzern, der bis zu 40 m hoch werden kann.
Den Ginkgo soll es schon vor über 300 Millionen Jahren gegeben haben. Es ist wahrscheinlich die älteste Baumpflanze der Welt und damit sehr viel älter als die Menschheit. Von den Chinesen wurde er als Heilpflanze entdeckt und genutzt.
Welche geheimnisvolle Kraft der Ginkgo besitzt, wurde tragischerweise in Hiroshima deutlich: Durch die Explosion der Atombombe wurde er zerstört. Ein Jahr nach dem Abwurf dieser alles Leben zerstörenden Bombe geschah ein Wunder: Er keimte an seiner ursprünglichen Stelle wieder aus – dort, wo es ringsum kein Leben gab. Heute wird dieses Ereignis und der Ginkgo ansich als Symbol des Lebens und des Überlebens angesehen.
Seit über 250 Jahren ist der Ginkgo in Europa zu Hause. Selbst Johann Wolfgang Goethe hat er inspiriert. 1815 schenkte Goethe seiner geliebten Freundin Marianne von Willemer ein Ginkgo-Blatt als Symbol seiner Liebe. Und die Form des geteilten Blattes veranlasste Goethe zu einem seiner schönsten Gedichte.
Dieses Baumes Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
gibt geheimen Sinn zu kosten,
wie’s den Wissenden erbaut.
Ist es ein lebendig Wesen,
das in sich selbst getrennt;
sind es zwei, die sich erlesen,
daß man sie als eines kennt?
Solche Fragen zu erwidern
Fand ich wohl den rechten Sinn;
fühlst Du nicht an meinen Liedern,
daß ich eins und doppelt bin.
Johann Wolfgang von Goethe